Von der Realität und ihrer Kausalketten
Paul Watzlawick, den ich in vielen Artikeln schon gern zitiert habe, hat den wunderbaren Ansatz in der konstruktivistischen Psychologie formuliert, dass wir uns selbst unsere Realität formen und unser Verständnis der Realität gestalten.
Gründe dafür gibt es viele, so beschreiben zum einen Sina Kühnel und Ihr Doktorvater Hans J. Malkowitsch in Ihrem Buch „Falsche Erinnerungen“, dass wir bemüht sind alles in einen kausalen Zusammenhang zu bringen, dieser bedingt aber auch, dass wir dabei die Tatsachen in diesem Zusammenhang verändern und einer letztendlich anderen Logik der Zusammenhänge folgen.
Kausalkette, was macht diese mit uns?
Die Kausalkette und unser Glück mit dieser sind mir in den letzten Wochen auch bei der Lektüre in Florence Gaub „Bedienungsanleitung für die Zukunft“ und Hein de Haas Buch zur Migration begegnet.
Die beiden letzteren Autoren beschreiben die Möglichkeiten aber auch die Einschränkungen für unsere mentale Realität, wenn wir uns der selbst gestalteten Struktur unserer Realität, unseres Verständnisses unserer Situation gegenüber einordnen.
Wenn wir also festhalten, dass die Realität und unser Verständnis von uns selbst ein Konstrukt unseres Verstandes, unserer Kultur, der Leitbilder in unserer Kultur und damit auch des Umgangs mit den uns zur Verfügung stehenden Informationen ist, dann haben wir nicht nur einen komplexen Satz geschaffen, wir haben auch eine sehr komplexe Situation an sich.
Hein de Haas habe ich an dieser Stelle eingebracht, da er als Soziologe den kulturellen Ansatz unseres Bildes der Realität mit betrachtet, auch scheinbar passende aber eigentlich vollkommen widersprüchliche Informationen können mit einer kulturellen oder in der sozialen Gruppe akzeptiert und zu einer kausalen Kette verbunden worden sein.
Was ist denn real und was nicht?
Unser eigenes Leben ist bei jedem voll davon, so haben viele bestimmt geglaubt, dass die Geschenke zu Weihnachten vom Christkind oder dem Weihnachtsmann gebracht worden sind. Die wichtige Information der tatsächlich dafür verantwortlichen Personen, wurde uns dann in mehr oder weniger galanter Form offenbart. Davor aber, war es logisch, machte Sinn, wurde nicht in Frage gestellt, da es im besten Fall einfach zu schön, mysteriös und mit für uns wertvollen Momenten verbunden war.
Ebenso betrachtet Florence Gaub in ihrem Buch unsere Wahrnehmung und unser Konzept von Realität und ihrer vorgelagerten Zukunft. Auch bei Frau Gaub ist es der geistes- und sozialwissenschaftliche Aspekt, der unser Verstehen von uns als Konstrukt unser selbst, unserer Kultur etc. beschreibt.
Was bedeutet das für uns?
Hier steckt nicht die Aussage drin, dass wir uns Dinge einbilden, es steckt vielmehr die Aussage drin, wir haben als Langzeitaufgabe unsere Realität, Vergangenheit und damit auch unsere Geschichte losgelöst von Begründungen und gut klingen Erklärungen zu verstehen.
Wir haben komplett zu erfassen, was denn eigentlich vorliegt, die Wechselwirkungen zu beschreiben, verstehen und dann daraus für uns eine immer wieder zu überprüfende Logik darin zu bauen.
Ich nutze mittlerweile die Hypothese, wenn es logisch klingt, muss ich nachprüfen, ob eine überprüfbare Logik darin steckt!
Wenn die Logikkette widerlegt ist, stellt sich die Aufgabe genau zu verstehen und zu beschreiben, was wir denn erleben und welchen Namen diese Realität trägt.
Viel Spass beim Knobeln.