Komplexe Lebenssituationen aus- und durchhalten versus Erfassen und neu angehen?
Wie verhält es sich mit Aufgaben oder Situationen, die einem viel Geduld abverlangen aber sich immer wieder gern festfahren oder wiederholen?
Es gibt in jedem einzelnen Leben Prozesse, die unwahrscheinlich zähflüssig voranschreiten.
Albert Einstein soll mal gesagt haben, dass Zeit relativ ist, wenn wir entweder Dinge schnell erledigt haben wollen oder nicht. Im ersteren Fall sind wir auf die Lösung unserer Erwartungsspannung fixiert, wollen unser Vorhaben endlich umsetzen, dass uns jede Verzögerung unendlich lang gefühlt, also relativ lang, aufhält.
Wir kennen solche Situationen beim Warten in Schlangen vor einem Schalter oder der Kasse im Supermarkt.
Komplexe Situation, wie verhält es sich da mit dem Begriff des Durchhaltens?
Nun gibt es auch Situationen, in denen das erhoffte Ergebnis uns nicht so offensichtlich klar vor Augen ist.
Wie jeder andere Mensch, habe ich auch in diesen letzten Momenten mit meiner Erwartungshaltung, meiner Sehnsucht nach einer Lösung zu tun. Bis hin, dass ich mich woanders hin wünsche, da diese Situation überhaupt keinen Sinn ergibt, den suchen wir immer und überall. Wir reimen uns gern auch Dinge zusammen, damit sie überhaupt einen Sinn für uns ergeben, in einem für uns logischen Zusammenhang stehen.
Wenn ich diesen Sinn also nicht herstellen kann, hadere ich mit allem und der Welt.
Ich muss also etwas anderes machen.
Was ich mir in diesen Situationen anbiete, ist die Geduld etwas aushalten zu können, die Akzeptanz, dass die Situation erst einmal so gegeben ist. Die Aufgabe die Situation genau zu erfassen und zu verstehen, wobei nicht ein zusammenreimen damit gemeint ist, sondern ein genaues verstehen, wie die einzelnen Bestandteile meiner Lebensaufgabe, oder Lebenszeit belegenden Aufgabe nun beschaffen sind und wie sie miteinander verbunden sind. Meist kann man das nachlesen, andere Fragen, die sich damit auskennen und ganz klassisch das Verstehen der Aufgabe als Aufgabe zu verstehen. 😊
Wie erkennen wir Veränderungen die einen Durchbruch für unser Warten bedeuten würden?
Sie kennen das bestimmt aus Lernschritten, die Sie machen. Was am Anfang konfus scheint, nur sperrig im Hirn herumliegen will, fügt sich auf einmal in ein Muster zusammen.
Ich denke bei mir auf dem Weg zu diesen ersten Lichtblicken, dass mir einfach zu wenig Informationen zur Verfügung stehen, damit ich erfasse, welche Struktur und welche erreichbaren Ziele bald vor mir liegen.
Es ist auf diesem Teil des Weges sehr wichtig immer wieder Motivationen abholen zu können.
Wenn Sie z.B. mit einer Lern App neue Wissensinhalt lernen, bauen diese Apps meistens ein Belohnungssystem ein, dass unser Belohnungszentrum im Gehirn so lange mit Endorphinen „versorgt“ bis wir alle wichtigen Informationen zusammen haben, uns ein eigens Motivationssystem zu schaffen. Wenn nicht, ist entweder die Bespielung unserer Hormone weiterhin sehr erfolgreich oder wir nehmen Abstand vom Versuch Dinge neu mit einer App zu lernen.
Ich spiele hier auf die Bedeutung der intrinsischen und extrinsischen Motivation an.
Haben Sie ein Vorhaben, dass Ihnen viel neues Wissen abverlangt, z.B. eine Ausbildung zu schaffen, eine Prüfung zu bestehen, neue Verhaltenskompetenzen zu erlernen und zu automatisieren, dann kennen Sie diese innere Situation, bevor einen neue Wissenslandschaft sich wie selbstverständlich anfühlt und Teil der täglichen Lebensabläufe wird.
Davor ist das neue Wissen ein Fremdkörper, der je nach Motivationslage unterschiedlich betrachtet und eingeordnet wird.
Wenn wir nun ein gelungenes Konzept nutzen können, mit dem wir uns diese neuen Inhalte einfacher beibringen und trainieren, dann haben wir auch bei der ersten Phase in unserem Lernen einen einfacheren Weg zu den neuen Wissensinhalten für uns.
Was hilft uns, wenn wir nicht ein uns fremdsteuerndes Lernsystem nutzen können?
Bei mir selbst sage ich, meine eigene Sturheit den neuen Wissensabschnitt lernen zu wollen.
Es unterstützt mich aber nur deshalb, da ich ein System nutzen kann, eine Systematik entweder auf meine eigene Situation und Fragestellungen angepasst oder komplett eine neue entwickelt habe.
Anhand der ersten Ergebnisse und meiner Reflektion während des Ausführens von neuen Wissenspunkten, ist es einfacher einen Erfolg zu bemerken und besser noch nachweisen zu können.
Die intrinsische Motivation, liegt an der Stelle darin, sich selbst nun mit einem auf die eigene Situation passender Vorgehensweise auf ein erreichbares Ziel besser gesagt in einer passenden Annäherung einem angenommenen Ziel zu nähern.
Bei sportlichen Tätigkeiten versuche ich eine veränderte Ausführung einer Bewegung zu nutzen um ein angenommenes Ziel erreichen bzw. daran die Wirksamkeit der Bewegungsausführung messen zu können.
Wenn ich beim Kraulen den Handdruck in der Druckphase (in der ich das Wasser unter dem Körper nach hinten drücke) erhöhe, die Handstellung dabei optimiere und Abbremsungen vermeide. Erreiche ich höhere Geschwindigkeiten, bin ich auf einen Hebel[1] in meiner Arbeit gestoßen. Kann ich diesen Hebel einsetzen und habe keine höheren Belastungen, der Schultern und Armmuskulatur, dann scheint das Ziel zu mir zu passen.
Die Komplexität[2] der Situation bestand für mich vorher darin, die vielen Komponenten, die in meiner Erfolgsgleichung aufgetaucht waren, nicht als für diese Betrachtung wichtig zu erkennen, geholfen hat mir in der Zeit also erworbenes Wissen, mit dem ich mich meiner Situation nähern konnte.
Ohne dieses Hintergrundwissen, hätte ich jedem Schwimmguru nur freundlich lächelnd zugehört und rein gar nicht verstanden, was diese Person mir erzählen will.
Auch bin ich mit dem Hintergrundwissen nun in der Lage, meine eigene Zielgenauigkeit zu überprüfen, ich will weder Marathon schwimmen noch an Wettbewerben teilnehmen, ich will nur in 90 Minuten eine steigende Kilometerzahl erschwommen haben. Ich habe mir somit nicht eine Vorgehensweise übergestülpt, sondern mir vorher überlegt, was ich denn als für mir passendes Ziel anstreben will.
Insofern ist eine Kombination bei mir wirksam, ich reflektiere meine erlebte Situation anhand meines Hintergrundwissens und meiner von mir überprüften Kompetenzen und gleiche mit der Erwartung und den Grenzen meiner aktuellen Fähigkeiten ab.
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[1] Hebel bedeutet in diesem Sinne eine Idee zur besseren Umsetzung zur Lösung zu haben, somit meine ich nicht einen physikalischen Hebel.
[2] Komplexität bedeutet an dieser Stelle auch ein Überangebot von Informationen vor sich zu haben.